Rüdiger Rossig | Journalist | Novinar

Gallische Musik in Serbien

Es hat etwas vom berühmten gallischen Dorf: Mitten im jugoslawischen Krieg versuchen Musiker und Künstler, ihr Gewicht in die Waagschale zu werfen, um den Irrsinn des Krieges zu stoppen. Derartige Aktionen sollten westliche Politiker interessieren, wenn es ihnen mit dem Ruf nach Frieden ernst ist

Warum? Sollten sich noch mehr serbische und montenegrinische Kulturschaffende gegen die Kriegspolitik ihrer Regierung stellen, könnten die Folgen immens sein. "Ekaterina Velika" (Katharina die Große) verkaufte durchschnittlich 25.000 Platten. Die Konzerte der Bands sind grundsätzlich ausverkauft. Übrigens nicht nur in Serbien. Auch im kroatischen Zagreb füllt Milan Mladenovics Truppe mühelos jede Halle. Und was noch viel wichtiger ist: "Ekaterina" ist ein Idol einer ganzen Generation von ehemaligen Jugoslawen, die jetzt ihr Leben für Führer, Volk und Vaterland and der Front lassen sollen. Die Belgrader Gruppe "Galija" (Galeere) will mit ihrer Musik an die "gute, alte" –friedliche- Zeit erinnern und hofft vor allem die jungen Männer zu erreichen, die kurz vor der Einberufung stehen. Stellt sich die Frage: Ist es nicht zu spät für die massenhafte Verweigerung von Musikfans, die sich an der Botschaft der Rockbands orientieren könnten? Ich meine nein. Bisher ist es der serbisch-jugoslawischen Armee nicht gelungen, auch nur 50 Prozent der wehrpflichtigen Bürger einzuziehen. Die Zahl der Deserteure ist enorm. Die Zagreber "Antikriegskampagne" spricht von nur 20 Prozent der Ex-Jugoslawen, die sich aktiv am Krieg beteiligen. Wie kann man die restlichen 80 Prozent dazu bewegen, aktiv gegen den Krieg aufzustehen? Die Rockmusik kann dazu sicher einen engagierten Beitrag leisten. Rüdiger Rossig

ran