Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hat gestern die letzten vorläufigen Ergebnisse der Wahlen in Bosnien-Herzegowina bekannt gegeben. Demnach liegt die multinationale Sozialdemokratische Partei SDP bei den Wahlen zum Parlament der "Bosnisch-kroatische Föderation" genannten Hälfte des Landes mit 26,8 Prozent knapp vor der muslimischen Partei der Demokratischen Aktion SDA (26,1 Prozent). Die nationalistische Kroatische Demokratische Union HDZ erhielt 17,5, die muslimisch dominierte, liberale Partei für Bosnien-Herzegowina (SBiH) des ehemaligen Regierungschefs Haris Silajdzic 14,8 Prozent.
Auch bei den Abstimmungen zum "Repräsentantenhaus" genannten gesamtbosnischen Parlament führt die SDP mit 27,2 Prozent knapp vor der SDA (27,1 Prozent). Mit 19,4 und 15,5 Prozent folgen HDZ und SBiH. Im anderen Teil des Landes, der "Serbischen Republik" RS, erreichte die ultranationalistische Serbische Demokratische Partei SDS mit 26,8 Prozent einen klaren Sieg über das prowestlich orientierte Parteienbündnis "Bewegung für demokratischen Wandel - Mladen Ivanic" PDP (15,5 Prozent). Die ebenfalls demokratisch-liberal orientierte Koalition aus Serbische Volkspartei SNSD und Demokratischer Partei des Wandels DSP kam auf 10,8 Prozent.
In der RS-"Nationalversammlung" schließlich führt die SDS mit 35,5 Prozent, gefolgt von der SNSD mit 13,2 und der PDP mit 12,4 Prozent. Bei den Wahlen in der heute zur RS gehörenden ehemaligen UN-Schutzzone Srebrenica erreichte die SDA 40,9, SDS 20,7, SBiH 8,9 und SNSD 6,2 Prozent. In den zehn Kantonen der Föderation führen die nationalistischen Parteien überall außer in der Hauptstadt Sarajevo und im traditionell "rotem" Tuzla, wo die Sozialdemokraten und Silajdzic SBiH vorne liegen.
Die OSZE-Angaben beruhen auf mehr als 97 Prozent der abgegebenen Stimmen. Die genauen Resultate der Wahlen sind unter www.oscebih.org abrufbar. Das amtliche Endergebnis wird für heute Mittag erwartet.