Rüdiger Rossig | Journalist | Novinar

Kroatische Serben intervenieren in Bosnien

Karadzic droht Bosniern mit "Vertreibung und Vernichtung" | Von Rüdiger Rossig

Truppen der international nicht anerkannten "Serbischen Republik Krajina" in Kroatien haben gestern Westbosnien beschossen. UN-Sprecher Herve Gourmelons sagte in Sarajevo, die Artillerieangriffe auf die Ortschaft Velika Kladusa dienten dazu, Einheiten der bosnischen Serben zu entlasten, die zunehmend unter den Druck der bosnischen Armee gerieten. Mohamed Beshir, der Sprecher der UN-Schutztruppen in Zagreb, teilte mit, Verbände der kroatischen Serben sammelten sich im Norden und Süden der UN- Schutzzone Bihac, wo die Regierungstruppen zwei von Serben gehaltene Städte, Bosanska Krupa und Bosanski Petrovac bedrohten. Die Angaben der Krajina-Agentur Iskra (Funke), nach denen Truppen der kroatischen Serben seit dem Wochenende in großen Mengen nach Bosnien eingedrungen seien, bestätige Beshir nicht.

Unterdessen drohte Radovan Karadzic, der selbsternannte "Präsident" der bosnischen Serben, den bosnischen Muslimen im westbosnischen Petrovac mit "Vertreibung und Vernichtung". "Wir werden unsere Gebiete zurückerobern und den Feind zwingen, den Frieden anzunehmen", sagte Karadzic vor mehreren tausend Menschen. Um die Ernsthaftigkeit seiner Drohung zu demonstrieren, war der "Präsident" erstmalig in Uniform erschienen. Um Petrovac war es den bosnischen Truppen in den vergangenen Tagen gelungen, große Gebiete unter ihre Kontrolle zu bringen. Karadzic betonte, daß die serbische Seite auch in Zukunft keine Gebiete abtreten werde. "Es wird keine Zugeständnisse unter 64 Prozent geben, denn dies ist unser Land, und es wird unser bleiben." Der internationale Friedensplan für Bosnien-Herzegowina spricht den Serben 49 und den Moslems und Kroaten 51 Prozent des bislang bosnischen Territoriums zu.

Bosnische Militärs haben derweil offenbar einen Propaganda- Krieg gegen die UN-Schutztruppen begonnen. Auf Radio Sarajevo warfen sie den Blauhelmen vor, "sich an die Seite der Tschetniks gestellt zu haben". In den Bergen südlich von Sarajevo hätten sie serbische Soldaten in UN-Panzerwagen zu Einsätzen transportiert und bosnische Einheiten beim Vormarsch zu stoppen versucht.