Rüdiger Rossig | Journalist | Novinar

Wie geht es uns, Herr Küppersbusch? (6)

Gewalt an Schulen ist nicht neu, sie wird nur endlich wahrgenommen: Wer Pisa nicht hören wollte, muss Rütli fühlen. Leider führt das Thema statt zum Nachdenken zu enthemmtem Themendurchfall zur Zuwanderungspolitik

Frage: Was war schlecht in der vergangenen Woche?

Friedrich Küppersbusch:
Enthemmter Themendurchfall von Gewalt an Schulen zu Zuwanderungspolitik.

Was wird besser in dieser?

Osterferien.

Gewalt an Schulen - das ist das Thema nach dem Hilferuf der Lehrer aus der Rütli-Schule im Berliner Bezirk Neukölln. Was ist neu: die Gewalt oder dass sie wahrgenommen wird?

Wer Pisa nicht hören wollte, muss Rütli fühlen.

Freitag fiel der Startschuss für den BND-Untersuchungsausschuss. Dürfen wir etwas Licht im Geheimdienstdunkel erwarten?

Nö, aber der Schatten wird genauer beschrieben werden. Mitglieder des geheimen Parlamentarischen Kontrollgremiums werden andeuten können, was dort zur Sprache kam und hier verborgen bleibt.

Der Ver.di- Streik ist zumindest auf kommunaler Ebene vorbei. Wer hat denn nun gewonnen?

20.000 Ver.di-Mitglieder seit Streikbeginn, nach eigenen Angaben.

Auf Landesebene geht die Tarifauseinandersetzung im öffentlichen Dienst weiter und auch in der Metallindustrie stehen die Zeichen auf Sturm. Droht ein heißer Streiksommer oder werden sich die Tarifparteien schneller einigen, als man denkt?

Verhandlungsführer Möllring gewinnt Profil als die Offene Hose der Tarifbewegung, auf ihrem Höhepunkt mal ne Woche Urlaub in Österreich einzuschieben, um zu zeigen, wie sehr ihm die Sorgen seiner streikenden Beschäftigten am Herzen liegen.

Die Europäische Union dreht Palästina den Geldhahn zu. Darf man die Palästinenser so bestrafen, nur weil sie die Islamisten von der Hamas in einer demokratischen Wahl in die Regierung hievten?

Die Kommission sucht noch Wege zu möglichst direkten Zahlungen an LehrerInnen, ÄrztInnen, Pflegepersonal, um die ausstehenden 121 Millionen der EU nicht als politische Prämie missbrauchen zu lassen. Vielleicht hilfts, wenn nun die israelischen Wasser- und
Energieversorger ihren 40-Millionen-Anteil davon auch nicht mehr bekommen. Die Nachricht der Außenminister heute in Luxemburg wäre gut, wenn sie sich "right or wrong - es geht uns um die humanitäre Hilfe" lesen ließe.

Italien wählt bis heute Mittag. Sollte Berlusconi gewinnen: Was kann (noch) schlechter werden? Und für den Fall, dass Prodi gewinnt: Wird dann alles besser?

Berlusconi kann die EU noch tiefer in die Scham demütigen: Was er an Post-, Neo- und Enkelfaschisten in seiner Koalition hat, würde jedes Drittweltland die EU-Förderung kosten. Mussolinis Tele-Tubbie ist die geschmeidige Wiederkehr dessen, was Europa seit Franco und Athener Junta nostalgieren möchte. Prodis Oliven-Bündnis war zitables Vorbild auch für das rot-grüne-Projekt in Deutschland; zunächst aber wird er mit einem zerrissenen Anti-Berlusconi-Bündnis einen völlig herabgewirtschafteten Staat sanieren müssen.

In seinem hoch dekorierten Film "Good night, good luck" thematisiert Regisseur George Clooney am Beispiel des rechtskonservativen Hexenjägers McCarthy den Einfluss der Politik in den USA auf die Medien. Ist damit Präsident Bush gemeint?

Grübelt der vermutlich auch. Dass das "liberale Hollywood" sich getraut, einen Irrweg anzuklagen, an dem seit 40 Jahren eh niemand mehr festhält, ist mir die deutlichste Aussage des Films: dass er von heute zu handeln an keiner Stelle wagt.

Es ist jetzt offiziell: Jens Lehmann und nicht Olli Kahn wird während der Fußball-WM im deutschen Tor stehen. Ist das der Abgang eines Titanen?

Lehmann wird von Fachleuten als Fußballer geschätzt - im Gegensatz zum Liniensteher Kahn. In einer Welt, in der entweder Bayern Recht hat oder die anderen schuld sind, wird mir Klinsmann immer sympathischer. Der Kampf gegen vordemokratische Strukturen hat volle Solidarität verdient, damit wird man in Deutschland so was wie Drewermann oder Vogts.

Und was macht Schwarz-Gelb?

Steigt auf. Herzlich willkommen, Alemannia Aachen.


FRAGEN: WG, RR